Margret und Paul Baltes waren international anerkannte
Forscher in der Psychologie, die ihre jeweiligen disziplinären
Schwerpunkte maßgeblich bereicherten und in der
psychologischen Alternsforschung paradigmatische theoretische
und methodologische Neuerungen einbrachten. Das Ehepaar wirkte
vor allem in Deutschland und den USA und meisterte duale
Forscherkarrieren zu einer Zeit, als dies als Begriff noch
nicht gesellschaftlich etabliert war. Die Baltes beschränkten
sich nicht auf die Wissenschaft – es war ihnen zudem ein
Anliegen, Erkenntnisse nicht nur um der akademischen Bedeutung
willen zu suchen, sondern sie nach Kräften in die Gesellschaft
zu transportieren. Als Professoren legten sie außerdem
außerordentlichen Wert darauf, den wissenschaftlichen
Nachwuchs – Doktoranden und Forscher/innen zu Beginn ihrer
Karriere – zu unterstützen, wodurch zugleich ihr Lebenswerk,
die entwicklungspsychologische und gerontologische Forschung,
neue Impulse erhielt.
Margret Maria Baltes, geb. Labouvie, Professorin für
psychologische Gerontologie, wurde am 8. März 1939 in
Dillingen (Saar) geboren und starb am 28. Januar 1999 in
Berlin. Paul B. Baltes, ‚Doyen der Alternsforschung’,
international renommierter Entwicklungspsychologe und
Max-Planck-Direktor, wurde am 18. Juni 1939 in Saarlouis
geboren und starb am 7. November 2006 in Berlin.
Die Universität des Saarlandes in Saarbrücken war der
Ausgangspunkt einer doppelten Psychologenkarriere: Margret und
Paul lernten sich während des Psychologiestudiums hier kennen
und erhielten 1963 in diesem Fach das Diplom. Im selben Jahr
heirateten sie. Margret arbeitete nach dem Abschluss im
klinisch-psychologischen Bereich sowie an der Universität,
während Paul hier 1967 promoviert wurde. In seiner Arbeit
setzte er sich mit methodologischen Fragen auseinander, die
von K. Warner Schaie aufgeworfen worden waren. Schaie lernte
Paul durch die Vermittlung eines Saarbrücker Mentors kennen,
der ihm noch vor dem Diplom einen Aufenthalt an der
Universität Nebraska ermöglichte. Der Kontakt mündete nach der
Promotion im Angebot einer Stelle als Assistant Professor in
West Virginia, wohin Schaie unterdessen gewechselt war. Dem
Impuls seiner Frau folgend, die dieser Chance sehr positiv
gegenüber stand, nahm Paul das Angebot an, und 1968/69 ging
das Paar mit seinem ersten Kind, Boris, in die USA. Margret
hatte hier, an der Universität West Virginia, bald die
Möglichkeit, ein Graduiertenstudium in Experimenteller
Psychologie aufzunehmen – in Deutschland zu der Zeit eine
keineswegs übliche Option. 1973 schloss sie als Doktorin der
Philosophie (Ph.D.) ab. Auf die Jahre in Virginia folgten zwei
akademische Lehr- und Forschungskarrieren, zunächst in den USA
(Pennsylvania State University und Stanford University), dann
in Deutschland. 1980 übersiedelte die Familie mit nunmehr zwei
Kindern nach Berlin. Hier wurde Margret Baltes Professorin für
Psychologische Gerontologie an der Berliner Freien Universität
und Leiterin des entsprechenden Forschungsbereiches, während
ihr Mann Direktor am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung
wurde. Die Kontakte in ihre zweite Heimat hielten sie unter
anderem durch Gastprofessuren an der Stanford University und
am Center for Advanced Studies in the Behavioral Sciences in
Palo Alto aufrecht.
Als international angesehene Wissenschaftler erhielten die
Baltes zahlreiche Ehrungen und wurden von Politik und
Wissenschaft oft um ihre Expertise gebeten. Margret Baltes
wurde unter anderem mit der Ehrendoktorwürde der Universität
des Saarlandes geehrt und war in zahlreichen Kommissionen zur
Politikberatung tätig, zuletzt leitete sie die Kommission zur
Erstellung des Altenberichtes der Bundesregierung und war
Mitglied in einem von der Europäischen Kommission eingesetzten
Expertenkomittee zu Fragen des Alterns. Sie war aber auch eine
bei Studierenden und Doktoranden/innen sehr beliebte
akademische Lehrerin. Die Verleihung des Distinguished
Mentorship Award der Gerontological Society of America 1994
spiegelt dieses Engagement.
Paul Baltes war unter anderem im US Social Science Research
Council und dem Deutsch-Amerikanischen Akademischen Konzil
tätig, war Vizepräsident der Leopoldina und Mitglied der
Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der
Europäischen Akademie der Wissenschaften. Er erhielt die
Ehrendoktorwürde der Universitäten Jyväskylä, Stockholm und
Genf sowie der Berliner Humboldt-Universität, er war
auswärtiges Mitglied der Königlichen Schwedischen und der
Amerikanischen Akademie der Wissenschaften und erhielt den
Deutschen Orden Pour le mérite für Wissenschaften und Künste
sowie das Große Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens
der Bundesrepublik Deutschland. Biographische Webseiten von Margret Baltes and Paul Baltes
Vgl. auch: Paul B. Baltes: Autobiographical
Reflections. From Developmental Methodology and Lifespan
Psychology to Gerontology. In: A History of Geropsychology in
Autobiography, hg. von James E. Birren/ Johannes J.F.
Schroots, Washington, DC: American Psychological Association,
S. 7-26. |
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Margret und Paul Baltes in Lund 1987
Margret Baltes in ihrem Büro in der Freien
Universität Berlin, 1980er Jahre
Paul Baltes in Berlin 2005 |